Kniegelenksarthrose

Die Kniegelenksarthrose, auch als Gonarthrose bekannt, ist eine komplexe und häufige Erkrankung des Bewegungsapparats, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Diese Erkrankung wird durch den fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels im Kniegelenk gekennzeichnet und geht oft mit Schmerzen, Steifheit, eingeschränkter Beweglichkeit und Funktionsverlust einher. Um die Krankheit besser zu verstehen werfen wir einen Blick auf Ursachen, Symptome, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

 

Ursachen

Die Kniegelenksarthrose kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter:

  • Alter: Der natürliche Verschleiß des Knorpels im Laufe der Zeit ist eine häufige Ursache für Arthrose im Knie.
  • Verletzungen: Frühere Verletzungen des Kniegelenks, wie Meniskusriss, Kreuzbandriss oder Kniefrakturen, können das Risiko einer späteren Arthrose erhöhen.
  • Übergewicht: Übergewicht belastet die Kniegelenke zusätzlich und erhöht das Risiko für die Entwicklung von Arthrose.
  • Genetik: Eine genetische Veranlagung kann das Risiko einer Person für die Entwicklung von Arthrose erhöhen.
  • Berufliche Belastung: Berufe, die repetitive Belastungen der Knie erfordern, können das Risiko für die Entwicklung von Kniearthrose erhöhen.

Ralph Dawood, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

 

Symptome

Die Symptome von Kniearthrose können von Person zu Person variieren, können jedoch folgendes umfassen:

  • Schmerzen: Schmerzen im Kniegelenk, die sich bei Belastung verschlimmern und oft zu Beginn oder nach Ruhephasen auftreten.
  • Steifheit: Steifheit im Kniegelenk nach längeren Ruhephasen, wie dem Aufstehen morgens oder nach längerem Sitzen.
  • Schwellung: Schwellung und Reizung im betroffenen Kniegelenk.
  • Knirschende Geräusche: Knirschende oder knackende Geräusche (Krepitation) während der Bewegung des Kniegelenks.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Einschränkungen bei der Beweglichkeit des Kniegelenks, insbesondere bei Drehbewegungen oder beim Treppensteigen.

Diese Symptome können auf eine Arthrose hinweisen, allerdings sind umfassende Untersuchungen [MF2] erforderlich, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen.

 

Prävention

Die Prävention von Kniearthrose ist ein wichtiger Aspekt, um das Risiko für die Entwicklung der Erkrankung zu reduzieren. Dazu gehören:

  • Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, das Körpergewicht zu kontrollieren und die Gesundheit der Gelenke zu erhalten.
  • Verletzungsprävention: Das Tragen von geeignetem Schutz bei sportlichen Aktivitäten und die Vermeidung von übermäßiger Belastung der Knie können das Risiko für Verletzungen und damit verbundene Arthrose verringern.
  • Früherkennung und Behandlung: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Verletzungen oder anderen Gelenkproblemen kann dazu beitragen, das Risiko für die Entwicklung von Arthrose im Knie zu verringern.

Frühzeitige Maßnahmen können dazu beitragen, den Fortschritt der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Diagnose

Die Diagnose von Kniearthrose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder Ultraschall. Diese Untersuchungen helfen dabei, den Zustand des Knorpels, die Knochenstruktur und andere Gewebestrukturen im Knie zu beurteilen.

Behandlung

Die Behandlung von Kniegelenksarthrose ist facettenreich und individuell angepasst an den Schweregrad der Erkrankung sowie die Bedürfnisse des Patienten. Sie umfasst einen ganzheitlichen Ansatz, der von Ernährungsumstellung und Gewichtskontrolle über nicht-operative Maßnahmen wie Physiotherapie und medikamentöse Therapie bis hin zu operativen Eingriffen reicht. Jeder dieser Ansätze verfolgt das Ziel, die Symptome zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen.

 

Konservative (nicht-operative) Behandlung der Kniearthrose

Eine frühzeitige Behandlung der Kniearthrose kann dazu beitragen, die schützende Knorpelschicht bei vielen Patienten vor zu schneller oder vorzeitiger Abnutzung zu bewahren. Bei den konservativen Behandlungsmethoden setzen unsere Kniespezialisten alle nicht-operativen Möglichkeiten ein, die darauf abzielen, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu stoppen, Mobilität und Beweglichkeit zu erhalten sowie die Lebensqualität der Patienten nachhaltig zu verbessern.

 

Anpassung der Lebensweise

Im Zuge der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) führt der behandelnde Orthopäde ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, bei dem verschiedene Aspekte für eine Arthrosebehandlung besonders wichtig sind. Dazu gehören die allgemeine Lebenssituation des Patienten, die Integration von Bewegung und sportlichen Aktivitäten in den Alltag sowie berufliche oder sportliche Belastungen. Gemeinsam entwickeln Arzt und Patient Möglichkeiten, den beruflichen und privaten Alltag aktiver und arthrosegerechter zu gestalten.

 

Anpassung der Ernährung: Gewichtskontrolle und arthrosegerechte Nährstoffe

Neben Bewegung sind Ernährung und Gewichtskontrolle wirksam zur Vorbeugung gegen Arthrose – Entlastung des von Arthrose betroffenen Gelenks, was sich im Alltag am ehesten mit einer Gewichtsreduzierung erreichen lässt. Darüber hinaus spielt die Zusammensetzung der Ernährung eine wichtige Rolle, wobei bestimmte Nahrungsmittel entzündungsfördernd oder knorpelschützend wirken können.

 

Physiotherapie: Mobilisierung und Kräftigung der Muskulatur

Physiotherapeutische Übungen helfen dabei, das Kniegelenk muskulär zu kräftigen, die Muskeln und Bänder rund ums Knie zu dehnen und zu kräftigen sowie die natürliche Funktion der Bänder wiederherzustellen. Durch verbesserte Bewegungsabläufe stabilisiert sich das Knie und die Knorpelbelastung verteilt sich natürlicherweise, was der Kniearthrose entgegenwirken kann.

 

Akupunktur bei Gonarthrose

Akupunktur kann zur Linderung von Begleitschmerzen bei Kniearthrose beitragen und wird von vielen Patienten als unterstützende Maßnahme geschätzt.

 

Schuheinlagen und Schienen

Fehlstellungen im Knie oder Sprunggelenk können mit Schuheinlagen oder Schienen korrigiert werden, um eine gleichmäßige Gewichtsverteilung im Kniegelenk zu erreichen.

 

Eigenblutbehandlung

Die Behandlung mit thrombozytenreichem Plasma kann zur Verbesserung der Wundheilung und Regeneration des Knorpels bei Kniearthrose eingesetzt werden sowie Reizungen reduzieren. Die internationalen Studienergebnisse hierzu sind äußerst ermutigend.

 

Stammzellinjektionen

Stammzellinjektionen bei Kniearthrose sind eine vielversprechende Behandlungsoption, bei der Stammzellen direkt in das geschädigte Kniegelenk injiziert werden. Diese Zellen haben das Potenzial, den geschädigten Knorpel zu regenerieren und die Symptome der Arthrose zu lindern. Erste Studien deuten darauf hin, dass diese Therapie Schmerzen reduzieren, die Gelenkfunktion verbessern und möglicherweise die Notwendigkeit operativer Eingriffe verringern kann.

Fazit

Eine Kniearthrose kann nicht rückgängig gemacht werden, denn ist der Knorpel einmal weg, kann er vom Körper nicht wiederhergestellt werden. Bevor allerdings eine Operation in Betracht gezogen wird, sollten die konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Sollten diese zu keiner Verbesserung führen und die Lebensqualität stark darunter leiden, besprechen unsere Kniespezialisten operative Behandlungen mit Ihnen.

 

„Eine Operation ist immer das letzte Mittel. Patienten müssen mich überzeugen, dass ihre Lebensqualität stark von ihrer Kniearthrose eingeschränkt ist, damit ich ihnen eine Knieprothese einsetze.“

(Ralph Dawood, Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie, Spezialist für Kniegelenksarthrose)

 

Operative Behandlungen

Kniearthrose ist eine schmerzhafte Erkrankung, die die Lebensqualität vieler Menschen beeinträchtigt. Während konservative Maßnahmen wie Medikamente, Eigenbluttherapie und Physiotherapie oft helfen können, stoßen sie manchmal an ihre Grenzen. In solchen Fällen können operative Eingriffe notwendig sein, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen oder zu verlangsamen. Die Entscheidung für eine Operation sollte jedoch gut überlegt und gemeinsam mit dem behandelnden Arzt getroffen werden.

Unter den operativen Möglichkeiten zur Behandlung von Kniearthrose sind Prothesen ein wichtiger Bestandteil. Prothesen können dazu beitragen, das geschädigte Kniegelenk zu rekonstruieren und dem Patienten eine verbesserte Lebensqualität zu ermöglichen.

 

Teilprothese

Eine Teilprothese ist eine orthopädische Implantation, die bei fortgeschrittener Kniearthrose eingesetzt wird, um nur einen Teil des betroffenen Kniegelenks zu ersetzen. Im Gegensatz zur Totalendoprothese (Knie-TEP) werden bei der Teilprothese nur beschädigte oder abgenutzte Bereiche des Kniegelenks durch künstliche Implantate ersetzt, während gesunde Bereiche erhalten bleiben.

 

Einsatzbereiche

Teilprothesen werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Kniearthrose nur bestimmte Bereiche des Kniegelenks betrifft und die restlichen Teile noch gesund sind. Typische Einsatzbereiche sind einseitige Knorpelschäden, die oft bei einer X- oder O-Bein-Fehlstellung auftreten, oder lokale Arthrosen in einem begrenzten Bereich des Kniegelenks.

 

Ziele

  • Erhaltung gesunder Kniegelenksstrukturen: Durch den partiellen Ersatz des Kniegelenks bleiben gesunde Knorpel, Bänder und Strukturen erhalten, was die natürliche Funktion des Gelenks unterstützt.
  • Besseres Bewegungsgefühl: Da ein Großteil des natürlichen Kniegelenks intakt bleibt, fühlen sich Bewegungssteuerung und Koordination natürlicher an im Vergleich zu einer Totalendoprothese.
  • Verzögerung des Kniegelenksersatzes: Teilprothesen ermöglichen es, den Zeitpunkt für einen vollständigen Kniegelenksersatz hinauszuschieben, insbesondere bei jüngeren Patienten, da weniger Knochen entfernt wird.

 

Ablauf

  1. Vorbereitung: Vor der Operation erfolgen üblicherweise Voruntersuchungen wie Röntgenaufnahmen oder MRT, um den Zustand des Kniegelenks genau zu erfassen.
  2. Operation: Der Eingriff erfolgt in der Regel unter Vollnarkose oder Regionalanästhesie. Der Chirurg öffnet das Kniegelenk, entfernt die betroffenen Knorpel- und Knochenanteile und setzt die Teilprothese passgenau ein.
  3. Nachbehandlung: Nach der Operation erfolgt eine Phase der Rehabilitation, die physiotherapeutische Übungen zur Stärkung des Kniegelenks und zur Wiedererlangung der Beweglichkeit umfasst. Anschließend werden die Patienten für 5 Tage stationär aufgenommen.
  4. Langzeitbetreuung: Patienten werden regelmäßig nachuntersucht, um die Funktion der Teilprothese zu überwachen und eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

 

Endoprothese (Knie-TEP)

Eine Knieendoprothese, auch bekannt als Knie-Totalendoprothese (Knie-TEP), ist eine chirurgische Maßnahme, bei der das gesamte erkrankte Kniegelenk durch eine künstliche Prothese ersetzt wird. Dieser Eingriff kommt vor allem bei fortgeschrittener Kniearthrose zum Einsatz, wenn andere Behandlungsmethoden keine ausreichende Linderung der Beschwerden mehr bieten.

 

Einsatzbereiche

Knie-TEPs werden bei weit fortgeschrittener Kniearthrose angewendet, bei der das gesamte Kniegelenk betroffen ist und die Bewegungsfähigkeit sowie die Lebensqualität des Patienten stark eingeschränkt sind. Sie kommen auch zum Einsatz, wenn andere operative Maßnahmen wie Teilprothesen nicht mehr ausreichend sind.

 

Ziele

  • Schmerzlinderung: Durch den Ersatz des erkrankten Kniegelenks werden Schmerzen reduziert und die Mobilität des Patienten verbessert.
  • Verbesserte Funktion: Das Ziel ist die natürliche Funktion des Kniegelenkes wiederherzustellen. Der Patient soll möglichst schmerzfrei gehen, stehen und sich bewegen können.
  • Langfristige Lösung: Knie-TEPs haben eine hohe Haltbarkeit und können den Patienten langfristig eine verbesserte Lebensqualität bieten.

 

Ablauf

  1. Diagnosestellung: Die Indikation für eine Knie-TEP wird durch den behandelnden Orthopäden gestellt, basierend auf der Schwere der Kniearthrose und dem Ausmaß der Symptome.
  2. Vorbereitung: Vor der Operation werden verschiedene Voruntersuchungen durchgeführt, um den Gesundheitszustand des Patienten zu überprüfen und das genaue Ausmaß der Kniearthrose zu bestimmen.
  3. Operation: Der Eingriff erfolgt in der Regel unter Vollnarkose oder Regionalanästhesie. Dabei werden die erkrankten Knochen- und Knorpelanteile entfernt und durch die künstlichen Prothesenkomponenten ersetzt. Anschließend werden Patienten für ca. 5 Tage stationär aufgenommen.
  4. Rehabilitation: Nach der Operation folgt die Rehabilitation, die aus physiotherapeutischen Übungen und einem individuellen Trainingsprogramm besteht, um die Beweglichkeit des Kniegelenks wiederherzustellen. Geduld ist hierbei ein wichtiger Faktor. In der Regel können nach etwa 6 Wochen Spaziergänge mit deutlich reduzierten Schmerzen unternommen werden. Eine vollständige Beweglichkeit wird durch regelmäßiges Wiederholen der physiotherapeutischen Übungen in der Regel innerhalb von 3 bis 6 Monaten erreicht, in einigen Fällen kann dies jedoch auch bis zu 12 Monate dauern.
  5. Langzeitbetreuung: Patienten werden regelmäßig nachuntersucht, um die Funktion der Knieendoprothese zu überprüfen und eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

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